Die Maus und das Winterversteck

Die Maus und das Winterversteck
Zusammenfassung:
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Eine kleine Maus sucht im nebligen Herbstwald ein Versteck für den Winter. Doch sie ist nicht die Einzige mit dieser Idee…

An einem kühlen Herbstmorgen, als Nebelschleier zwischen den Bäumen hingen und das Laub leise unter den Pfoten raschelte, trippelte eine kleine Maus durch den moosigen Wald. 

Ihre Nase zuckte, ihr Fell war vom Morgentau feucht und ihre kleinen Pfoten kalt. Sie suchte eifrig nach einem sicheren Ort für ihre Wintervorräte.

Plötzlich blieb sie stehen. Zwischen Baumwurzeln entdeckte sie eine kleine Höhle. Der Eingang war von Farn umrahmt und ein paar vergilbte Blätter hingen wie Vorhänge davor. 

„Hier ist es windgeschützt und trocken“, piepste sie erfreut. „Perfekt für meine Vorräte!“

Die Maus schleppte eifrig ein paar gesammelte Beeren und Eicheln in die Höhle. Sie legte alles sorgfältig in eine kleine Mulde, die sie zuvor mit weichem Moos ausgepolstert hatte. Gerade, als sie eine besonders runde Haselnuss hinzufügen wollte, rührte sich etwas.

Ein schwerer Schatten fiel über den Eingang. Mit einem tiefen Schnaufen erschien ein starker, stoppeliger Dachs. Er streckte seine breite Schnauze in die Höhle und brummte: „He! Maus, was machst du in meiner Höhle?“

Die Maus zuckte zusammen. „I-ich dachte, sie wäre leer… Ich wollte nur ein paar Vorräte lagern.“

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Der Dachs schnaubte. „Leer vielleicht, aber trotzdem meine! Ich bin groß, ich bin stark und brauche viel Platz. Siehst du das denn nicht?“

Die Maus stellte sich auf ihre Hinterbeine, das Herz klopfte ihr bis in die Ohren. „Aber ich war zuerst hier. Nur ein bisschen Platz, bitte!“

Doch der Dachs rollte sich bereits ins kuschelige Stroh, das in der hintersten Ecke lag. „Schluss jetzt, du winziger Happen. Such dir ein anderes Versteck.“

Die Maus wollte gerade protestieren, da raschelte es im Farn. Zwei rötliche Ohren erschienen, gefolgt von einer langen, spitzen Schnauze. Der Fuchs streckte neugierig den Kopf hinein und kniff die Augen zusammen. „Nanu, was macht ihr zwei denn in meiner Höhle?“, fauchte er scharf.

Der Dachs hob den Kopf. „Deine Höhle? Wohl kaum! Ich war gerade dabei, mich auszuruhen.“

Die Maus fiepte: „Ich habe sie gefunden! Und meine Nüsse sind noch hier drin!“

Doch der Fuchs wartete nicht auf eine Antwort. Mit einem schnellen Hieb seines buschigen Schwanzes wirbelte er Blätter und Moos auf, sodass Maus und Dachs hustend zur Seite sprangen. Dann zwängte er sich gemütlich hinein und rollte sich genüsslich auf das Stroh. „So. Endlich etwas Ruhe“, murmelte er.

Doch die Ruhe hielt nicht lang. Ein tiefes Knurren ließ die Höhle beben. Am Eingang stand nun ein großer, zotteliger Wolf. Seine gelben Augen funkelten. „Was ist das hier für ein Durcheinander? Wer hat euch erlaubt, meine Höhle zu belegen?“

Der Fuchs richtete sich auf. „Jetzt reicht’s! Ich war zuerst—“

„Falsch“, knurrte der Wolf. „Ich war zuerst. Vor vielen Wintern schon. Und jetzt möchte ich sie zurück.“

Maus, Dachs und Fuchs starrten sich an. Doch bevor jemand etwas sagen konnte, wurde es ganz still. Der Boden vibrierte leicht. Etwas Großes, Schweres näherte sich. Dann erschien eine riesige Gestalt im Eingang. Ein Bär. Breit wie ein Baumstamm. Seine Augen halb geschlossen, seine Stimme tief und ruhig.

„Ach, wie gemütlich,“ brummte er und gähnte. „Gerade richtig für meinen Winterschlaf.“

Der Fuchs sprang auf. „Nein! Die Höhle ist voll!“

Der Dachs drängte sich an den Rand. „Wirklich kein Platz mehr!“

Die Maus piepste kaum hörbar: „Bitte nicht noch jemand…“

Doch der Bär schob sich unbeirrt weiter hinein. Mit einem Poltern drückte er die anderen an die Wände, bis er sich mitten in der Höhle zusammengerollt hatte. „Mmmhh“, murmelte er. „Jetzt nicht stören.“ Und dann schnarchte er. Laut.

Die Maus quetschte sich vorsichtig nach draußen. Der Dachs kroch brummend hinterher. Auch der Fuchs schlich beleidigt davon. Nur der Wolf blieb kurz stehen, zuckte mit den Schultern und trabte dann gemächlich in den Nebel.

Die Maus sah ihnen nach. Dann sah sie sich um. Nicht weit entfernt war ein kleiner, umgestürzter Baumstamm, unter dem es trocken war. „Vielleicht reicht der ja für meine Nüsse“, flüsterte sie. „Und ein kleines Mooskissen würde auch noch hineinpassen.“

Sie huschte dorthin, zufrieden mit dem kleinen Platz nur für sich allein. Der Bär schnarchte noch lange. Und der Wald hörte aufmerksam zu.

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