
Der Papagei Roco war der bunteste Vogel, den man sich vorstellen konnte. Sein Federkleid leuchtete in Rot, Blau und Gelb, und wenn er sprach, klang es wie eine fröhliche Melodie.
Doch Roco war traurig. Er lebte nun in einer großen Voliere mitten in einer Stadt, weit weg vom grünen Dschungel, den er einst sein Zuhause nannte.
Jeden Tag saß er auf seiner Stange und blickte sehnsüchtig durch das Gitter. Er erinnerte sich an die dichten Bäume, an das Rauschen des Flusses und das fröhliche Gezwitscher seiner Freunde.
„Ach, wie gern würde ich wieder durch die hohen Bäume fliegen und mit den anderen Vögeln um die Wette kreischen“, seufzte Roco.
Eines Tages bemerkte er, dass das Gitter seiner Voliere eine kleine Lücke hatte. Sein Herz begann schneller zu schlagen. „Das ist meine Chance!“, dachte er. Mit einem mutigen Sprung flatterte er durch die Öffnung und breitete seine Flügel aus. Der Wind trug ihn hoch in den Himmel, und Roco fühlte sich freier als je zuvor.
Doch die Stadt war nicht der Dschungel. Die Bäume waren klein, und überall standen riesige Häuser. Es gab keine Wasserfälle, keine dichten Blätterdächer, keine bunten Blumen, die nach süßem Nektar dufteten. Stattdessen hörte Roco laute Autos und Menschen, die in Eile waren.
Erschöpft landete er auf einem Balkongeländer. Ein kleines Mädchen entdeckte ihn und schaute ihn mit großen Augen an. „Ein Papagei! Bist du etwa weggeflogen?“, fragte sie vorsichtig. Roco neigte den Kopf und krächzte leise.

„Du vermisst dein Zuhause, nicht wahr?“, sagte das Mädchen. Sie dachte einen Moment nach, dann hatte sie eine Idee: „Ich weiß, wie ich dir helfen kann! Meine Mutter ist Tierärztin in einem riesigen Vogelpark. Da gibt es unzählige Vögel, die so bunt sind wie du. Sie kommen aus den exotischsten Ländern dieser Welt!“
In Rocos Gesicht breitete sich ein fröhliches Lächeln aus. „Noch mehr von meiner Sorte? Das klingt gut!“, dachte er.
Schon am nächsten Tag brachte das Mädchen Roco mit ihrer Mutter in den Vogelpark. „Zuerst werde ich dich einmal untersuchen“, sagte sie und begann vorsichtig, mit einem langen Wattestäbchen Rocos Schnabel zu öffnen.
Die Untersuchung dauerte nur wenige Minuten. „Du kannst jetzt durchatmen: Du bist kerngesund.“ Roco war erleichtert und begann neugierig das neue Umfeld zu betrachten.
Dort gab es große Volieren mit hohen Bäumen, plätschernde Wasserfälle und viele andere bunte Papageien. Roco flatterte aufgeregt umher und spürte ein warmes Glücksgefühl.
Er wagte sich zögernd auf einen Ast und sah einen anderen Papagei, der neugierig zu ihm herüberflatterte. „Hallo, du bist wohl neu hier, oder?“, rief der große Vogel, dessen Federn Azurblau waren.
Roco war zunächst etwas schüchtern, doch bereits nach wenigen Minuten plauderten sie fröhlich miteinander. Schon bald lernte Roco viele weitere Vögel kennen, spielte mit ihnen und fühlte sich nicht mehr allein.
Seine Einsamkeit war endlich vorbei. Und das Schönste war: An jedem Wochenende kam das kleine Mädchen in den Vogelpark. „Du hast mich gerettet!“, dachte Roco und flog fröhliche Piruetten, um sich bei ihr zu bedanken.
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