Weltenbummler Oskar in Wien

Weltenbummler Oskar in Wien

Tag 2 – Ein Blick hinter die Kulissen

Am nächsten Morgen klappt Oskar sein kleines Notizheft auf. An diesem Tag wird er einige tolle Sehenswürdigkeiten besichtigen. Der erste Programmpunkt führt ihn zur berühmten „Ringstraße“. 

Dort angekommen lässt ihn die Frage nicht los, woher sie wohl ihren Namen hat. Die Straße, die er vor sich sieht, ist auf den ersten Blick nämlich kerzengrade und sieht zunächst ganz  und gar nicht aus wie ein Ring.

Oskar liest in seinem Stadtführer, dass die „Ringstraße“ etwa fünf Kilometer lang ist. Aus der Luft betrachtet führt sie kreisförmig um das historische Zentrum der Stadt.

An dieser prächtigen Straße befinden sich einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Wiens, wie zum Beispiel die Staatsoper, das Rathaus, das Parlament, die Wiener Universität und zahlreiche Museen.

Leider kann sich Oskar während seiner Reise nicht alle Gebäude und Museen von innen ansehen, doch die Wiener Staatsoper möchte er unbedingt besichtigen. Schließlich ist die Hauptstadt Österreichs bekannt für den einzigartigen „Wiener Opernball“, der in vielen Ländern der Welt sogar live im Fernsehen übertragen wird. Obwohl Oskar nicht viel über klassische Musik weiß, ist er sehr gespannt darauf, wie es in so einem weltberühmten Opernhaus wohl aussehen mag. 

Glücklicherweise betritt Oskar genau zum richtigen Zeitpunkt das imposante Gebäude. „Ganz schön hektisch hier“, stellt er überrascht fest, als plötzlich mehrere prächtig gekleidete Künstlerinnen und Künstler an ihm vorbeieilen.

Von einer Mitarbeiterin an der Garderobe erfährt er, dass gerade eine Aufführung für eine berühmte Oper einstudiert wird. „Wenn du dich ganz ruhig verhältst, kannst du bestimmt mal einen Blick in den Saal werfen“, schmunzelt sie und zeigt auf den roten Vorhang.

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Oskar hinter dem Vorhang

Ganz aufgeregt und mucksmäuschenstill schielt Oskar durch den Vorhang und kann die Proben einige Minuten gespannt beobachten. Er ist begeistert von dem Talent der Opernsängerin und den vielen Tänzern in ihren aufwändigen Kostümen.

„Jetzt noch ein paar Nüsschen zum Knabbern und ich könnte den ganzen Tag hier verbringen“, schmunzelt Oskar. Denn er weiß ganz genau, dass Essen in einer Oper nicht erlaubt ist. 

Amüsiert sieht er in den großen Saal hinüber und stellt sich vor, wie es wohl wäre, am Abend als Zuschauer in einem der gemütlichen Sessel zu sitzen. Oskar schlüpft mit seinem Kopf wieder durch den Vorhang zurück und macht sich auf den Weg durch das Gebäude.

Noch etwas verträumt bemerkt er die vielen goldenen Säulen und Kronleuchter in den Gängen. „Sogar die Blumenkübel sind hier aus Gold. Man könnte die Staatsoper ja fast mit einer prächtigen Schatzkammer verwechseln“, stellt Oskar verblüfft fest und grinst. 

Er hat bereits häufig von dem berühmten „Wiener Opernball“ gehört. An diesem ganz besonderen Tag im Jahr kommen einflussreiche Politiker, Künstler und unzählige Musikliebhaber nach Wien, um in eleganten Abendkleidern und Fracks gemeinsam zu tanzen und der Musik zu lauschen.

Als Oskar die Bildergalerie der letzten Jahre ansieht, stellt er fest: „In ihren Fracks sehen die Tänzer irgendwie ein bisschen aus wie Pinguine. Aber man fühlt sich bestimmt sehr fein darin. Ich würde zu gern auch mal so einen Frack anprobieren.“ 

Als hätte jemand seine Gedanken lesen können, stolpert Oskar geradewegs in eine Anprobekabine. Überrascht schaut die Schneiderin Oskar an und bemerkt seine Begeisterung beim Anblick der schönen Kostüme und festlichen Kleider.

„Du siehst ja ganz so aus, als würdest du gerne mal einen Frack anprobieren!“ Die freundliche Schneiderin schmunzelt und flitzt im Nu mit ihrem Maßband um Oskar herum. Sie versucht hier und da ein passendes Hemd zu finden, steckt Nadeln fest und ruft dann: „Tadaaaa! Wer sagt’s denn, als hättest du nie etwas anderes getragen!“ 

Oskar schaut an sich herunter und spürt den feinen Stoff auf seinem Fell. Etwas aufgeregt und neugierig zugleich geht er zu dem großen Spiegel in der Anprobe und ist ganz überrascht, wie  gut ihm der Frack steht. 

Oskar im Frack

Plötzlich stürmen die vielen Tänzer in die Anprobe zurück, um sich erneut umzuziehen und Oskar bemerkt, dass er schon viel länger in der Staatsoper ist, als er eigentlich geplant hatte. 

Er bedankt sich bei der Schneiderin für die tolle Anprobe und gibt das kostbare Kleidungsstück zurück. Fröhlich verlässt er das Gebäude und macht sich nun auf den Weg zu seinem nächsten Ziel, dem Wiener Naschmarkt.

Plötzlich hört er ein seltsames Geräusch auf der Straße. „Was klackert denn da bloß so auf dem Asphalt?“ Oskar streckt sich, um über die parkenden Autos schauen zu können. Nun hat er einen freien Blick auf die Straße und sieht eine schöne Kutsche mit zwei weißen Pferden an sich  vorbeiziehen. 

„Grüß Gott! Was schaust denn du so neugierig?“ Die Kutscherin nimmt ihren Hut zur Begrüßung ab und gibt Oskar ein Zeichen etwas näher zu kommen. „Hast du Lust, eine schöne Kutschfahrt mitzumachen?“ „Warum eigentlich nicht?“, denkt sich Oskar und hüpft kurzerhand in die Kutsche.

Während er gemütlich über die breite Straße kutschiert wird, kann er in Ruhe mit der Kutscherin plaudern: „Wieso gibt es in Wien denn eigentlich Kutschen und Pferde? Hier gibt es doch auch Busse und eine Straßenbahn“, fragt Oskar neugierig. 

Die Kutscherin erklärt ihm, dass die vielen Pferde wegen der berühmten spanischen Hofreitschule in Wien sind. „Das ist die älteste Reitschule der Welt. Sie legt viel Wert auf Tradition und die Fortführung der klassischen Reitkunst und ist deshalb weltweit bekannt“, berichtet die Kutscherin stolz.

Oskar ist begeistert. Von der Kutsche aus hat er nämlich einen tollen Ausblick auf die vorbeiziehenden Gebäude und kann ganz in Ruhe Fotos für sein Reisetagebuch machen. 

Beim Wiener Naschmarkt angekommen springt Oskar aus dem Kutschwagen und bedankt sich für das nette Gespräch und die angenehme Fahrt. „Jetzt wird es aber auch wirklich Zeit für einen kleinen Imbiss“, beschließt er und reibt sich hungrig den pelzigen Bauch.

„Und welcher Ort würde sich dafür besser eignen, als ein Ort, der „Naschmarkt“ heißt?“, schmunzelt Oskar zufrieden. Unzählige schöne Stände reihen sich hier aneinander und bieten frisches Obst und Gemüse, Nüsse und Kräuter, Käse und Brot sowie traditionelle Speisen aus aller Welt an.

Oskar hat zuvor gehört, dass der Name „Naschmarkt“ schon sehr alt ist und im 19. Jahrhundert möglicherweise wegen der dort verkauften exotischen Süßigkeiten entstanden ist. Das waren zum Beispiel Datteln, Feigen und kandiertes Obst.

Oskar hat sich trotz der vielen Marktstände und der riesigen Auswahl schnell entschieden. Gezielt läuft er auf einen kleinen blauen Wagenstand mit der Aufschrift „Würstelstand“ zu. Auf der kleinen Schreibtafel liest Oskar, dass man hier ein sogenanntes „Jausenbrett“ bestellen kann.

„Das klingt ja witzig“, denkt er sich und beobachtet einige Touristen, die ein uriges Holzbrett erhalten. Darauf erkennt Oskar Käsescheiben,  halbierte Eier, verschiedene Wurstsorten, etwas Gurke und ein weißes Bällchen in der Mitte. „Na sowas? Essen die Wiener etwa Eis zusammen mit Wurst, Salat und Käse?“ 

Würstelstand

Als hätte Oskar seine Frage laut ausgesprochen, sagt der freundliche Verkäufer: „In Österreich hat das Jausenbrett bereits eine lange Tradition und wird gern als Zwischenmahlzeit gegessen. Das runde Bällchen ist übrigens gehobelter Meerrettich und wird hier „Kren“ genannt. Der Kren sorgt für etwas Schärfe auf dem Jausenbrett.“

Oskar grübelt: „So ein großes Jausenbrett schaffe ich wohl kaum allein und scharf mag ich es auch nicht so gern.“ Deshalb entscheidet er sich für eine frische und knusprige Brezel, die man in Österreich „Brezen“ nennt. Genüsslich knabbert Oskar an seiner Brezen und spaziert weiter über den Markt.  

Während er durch die schmalen Marktgassen schlendert, bemerkt er auf einmal ein kleines Bienchen auf seiner Schulter. „Nanu – wo kommst du denn her?“ Noch während er die kleine Biene auf seinem Fell betrachtet, fällt ihm ein kleiner Marktstand auf, der verschiedene regionale Honigsorten anbietet.

Gemüsestand

„Klasse! Dieses kleine Gläschen Honig passt noch in meinen Rucksack und ist das  perfekte Mitbringsel aus Wien. Der Honig wird mich bei jedem Frühstück wieder an diese tolle Reise und den Naschmarkt erinnern.“ 

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