Möwe Erwin und der mysteriöse Kutter

Möwe Erwin und der mysteriöse Kutter
Zusammenfassung:
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Ein ruhiger Sommertag im Hafen wird für Möwe Erwin plötzlich zum Rätsel: Ein geheimnisvoller Kutter ohne Ziel zieht seine Aufmerksamkeit auf sich.

Ein heißer Sommertag lag über dem Hafen. Die Menschen schoben sich langsam über die Promenade, schleckten Eis oder hielten ihre Füße ins Wasser. 

Möwe Erwin hatte viel zu beobachten – Fischbrötchenreste und Kuchenkrümel soweit das Auge reicht. „Heute brauche ich mir ums Essen keine Gedanken zu machen“, schmunzelte er zufrieden. 

Nach dem langen, heißen Tag wollte er seine Ruhe. Ein Bein angewinkelt, das andere locker ausgestreckt, landete er auf seinem Lieblingspfahl. Die Augen halb geschlossen, die Brise angenehm – es war alles bereit für ein kleines Nickerchen.

Doch da. Etwas auf dem Wasser ließ ihn innehalten. Ein Krabbenkutter, träge und lautlos, trieb aufs offene Meer hinaus. Keine Positionslichter, keine Flaggen gehisst, kein erkennbares Ziel.

Erwin blinzelte. Nun erinnerte er sich wieder: „Heute Morgen am Zeitungskiosk. Zwei Touristen unterhielten sich über ein Boot, das scheinbar einfach auf den Wellen trieb.“ 

Erwin hatte tagsüber keinen Kutter gesehen. Nur die vielen Segler und ein paar Ausflugsdampfer waren auf dem Wasser zu entdecken. 

Doch jetzt sah er es auch. Der kleine Kutter schwankte friedlich im Takt der Wellen hin und her, kaum vorwärtskommend. „Sieht ziemlich entspannt aus, für einen Krabbenkutter“, stellte Erwin fest. 

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In dem Tempo und bei der Hitze würde keiner seiner erfahrenen Kapitäne zum Krabbenfischen aufbrechen. Erwin wurde misstrauisch. „Das sehe ich mir lieber mal genauer an“, beschloss er.

Möwe Erwin hob ab. Die Luft stand still. Die Hitze des Tages war noch immer nicht verflogen und heiße Luft durchkämmte sein dichtes Gefieder. Erwin musste seine Augen eng zusammenkneifen. Das Wasser glänzte und blendete ihn fast so sehr, dass er den Kutter kurzzeitig aus den Augen verlor.

Erwin flog eine enge Kurve. Gerade als er über die Kajüte des Kutters flog, um die Landung zu planen, erwischte ihn plötzlich ein dicker, schwerer Regentropfen. „Nanu, wo kommt denn jetzt der Regen her?“, fragte er entgeistert. 

Er sah sich um und sah weit und breit keine einzige Wolke. Erwin konnte gerade noch einen Blick durch die Fenster ins Innere erhaschen, als plötzlich über ihm ein donnerndes Gewitter hereinbrach. Er verstand die Welt nicht mehr. 

„Eben war der Himmel doch noch ganz friedlich, keine Wolken und kein Unwetter in Sicht!“, rief er erschrocken, als er plötzlich über sich dunkelblaue, fast schwarze Wolken entdeckte, aus denen es gefährlich laut zu donnern schien. 

Erwin schüttelte verwundert den Kopf. Was ist hier bloß los? Kein Mensch war an Bord zu sehen. Kein Laut war zu hören, außer dem klatschen der Wellen und dem Knarren des Holzes. Die Tür zur Kajüte stand offen.

Trotz der drohenden Gefahr, die sich weiter am Himmel zusammenbraute, näherte sich Erwin vorsichtig dem Bug des alten Kutters. In der Kajüte lag ein halb gegessenes Butterbrot, daneben ein Kaffeebecher. 

„Als hätte jemand mittendrin aufgehört zu essen“, wunderte sich Erwin und plötzlich machte er sich ernsthafte Sorgen. Vielleicht war es ein Überfall oder der Kapitän ist von Board gegangen. „Piraten!“, krächzte Erwin aufgeregt. 

Er blickte hinüber zur Küste. Wenn das ein Notfall war, musste jemand handeln. Aber zu viel Aufregung wollte er auch nicht verbreiten.

Also flog er zurück zum Hafen. Zielstrebig, aber so schnell er eben konnte. Er landete neben Kapitän Enno, der gerade seine Pfeife ausklopfte. 

„Enno“, krächzte Erwin. „Was auch immer da draußen vor sich geht. Es ist ganz bestimmt etwas Schreckliches passiert!“

Erwin hatte die Aufmerksamkeit des alten Kapitäns erhalten. Mit schnellen Schritten bewegte er sich an die Reling seines Kutters, um mit dem Fernglas aufs offene Meer zu blicken. „Merkwürdig! Ohne Licht. Ohne Kurs.“

Enno sah zu Erwin. „War etwa niemand an Board?“ Vor ihm stand eine wild gestikulierende Möwe, die ihm zu verstehen gab, dass der Kutter unbemannt war. Nun lief Enno eilig zu seinem Funkgerät. „Mann über Board, schickt schnell jemanden los!“

Nur einige Minuten später legte ein Rettungsboot ab. Erwin beobachtete aus der Luft, wie zwei Männer mit Rettungsringen und einem Bootshaken an Bord des Kutters gingen. 

„Hier schaut mal her!“, rief einer der Männer und hob etwas in die Luft. Erwin musste wieder die Augen fest zusammenkneifen. 

„Wieso blendet es denn so!“, ärgerte er sich. Gerade als er glaubte erkennen zu können, was die Retter in der Luft hielten, wurde er von einem ohrenbetäubenden Lärm gestört.

Hinter ihm klingelte mehrfach die Glocke des Eiswagens, der eine Schaar fröhlicher Kinder im Schlepptau hatte. Erwin schüttelte sich und sah sich um: „Wo ist der Kutter und wo sind die Gewitterwolken?“ 

Verwundert erkannte Erwin, dass er noch immer auf seinem Lieblingsplatz stand. Ein Bein angewinkelt und eins ganz fest auf dem Pfahl verankert. 

„Diesmal war es wohl nur ein Abenteuer in meinem Traum“, dachte Erwin. Doch um ganz sicher zu gehen, flog er noch einmal Richtung Horizont. „Moment Mal, da treibt ja ein Kutter…“ 

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