
Kater Leo döste gelangweilt auf der Fensterbank, als ihn plötzlich ein fröhliches Lachen und aufgeregte, quirlige Stimmen aus seinen Gedanken rissen.
„Leo! Schau mal, wer da ist!“, riefen seine Menschen und öffneten die Wohnzimmertür zum Flur. Ehe Leo sich versah, standen drei aufgeregte Kinder vor ihm. Es waren die Neffen und Nichten seiner Menschen und anscheinend blieben sie für das ganze Wochenende.
„Hallo, Leo!“, rief Lea und strich ihm sanft über den Kopf. Ihr kleiner Bruder Tim hüpfte unterdessen aufgeregt auf und ab. Er hielt etwas in den Händen, das Leos Aufmerksamkeit sofort fesselte.
Es war ein kleiner Roboter mit blinkenden Lichtern, der sich auf winzigen Rädern fortbewegte. „Guck mal, Leo, das ist Robo-Ron!“, erklärte Tim stolz.
Während die Kinder lachten und den Roboter durch das Wohnzimmer flitzen ließen, verfolgte Leo das seltsame Wesen mit neugierigen Blicken. Er duckte sich vorsichtig hinter das Sofa und spähte unauffällig hervor.
Was war das bloß für ein merkwürdiges Ding? Es roch weder nach Maus, noch nach Fisch und auch nicht nach seinen Menschen. Und trotzdem bewegte es sich! „Miau“, Leo stellte die Ohren auf und betrachtete es skeptisch aus der Ferne.
Den ganzen Nachmittag beobachtete er das Spiel der Kinder mit Robo-Ron. Der kleine Roboter drehte sich im Kreis, fuhr rückwärts hin und her und piepte lustig, wenn Tim einen Knopf drückte. Leo wusste nicht, was er davon halten sollte.

Als die Kinder zum Mittagessen gerufen wurden, ließen sie den Roboter einfach mitten im Wohnzimmer stehen.
Kurz darauf beschlossen Leos Menschen etwas an die frische Luft zu gehen: „Wir machen jetzt einen kleinen Ausflug zum Spielplatz!“, riefen sie dem Kater zu. Die Kinder jubelten und zogen ihre Jacken und Schuhe an. Leo blieb mit dem sonderbaren Wesen allein.
Nun war es ganz still im Haus. Bis auf ein leises Summen.
Leo blinzelte und spitzte die Ohren. Hatte sich da gerade etwas bewegt? Ganz langsam schlich er sich an den kleinen Roboter heran.
Vorsichtig stupste er ihn mit der Pfote an. Nichts passierte. Nun schnupperte er neugierig an ihm. Noch immer roch er nach nichts.
Doch plötzlich – „PIEP, PIEP!“ – erklang eine helle Stimme aus dem Robo-Ron. Leo machte vor Schreck einen riesigen Satz nach hinten.
Er machte einen Buckel und sein Fell richtete sich auf, sodass er viel größer wirkte, als er eigentlich war. Doch den kleinen Roboter imponierte es gar nicht, er stand einfach nur da und guckte Leo aus seinen viereckigen Augen an.
Leo legte den Kopf schief. So leicht wollte er sich nicht verjagen lassen! Wieder wagte er sich näher heran und streckte vorsichtig eine Pfote aus. Diesmal drückte er leicht auf einen bunten Knopf am Bauch des Roboters und zog die Pfote schnell zurück.
„Hallo, Freund!“, sagte Robo-Ron mit einer mechanischen Stimme. Leo zuckte zusammen. „Freund?“, dachte er verwirrt. Er musterte den kleinen Roboter genau. Vielleicht war er ja doch nicht so unheimlich?
Mutig sprang Leo wieder zu Robo-Ron und stieß ihn mit der Nase an. Der Roboter rollte ein Stück zurück und begann in wechselnden Farben zu leuchten.
Leo hob eine Pfote und versuchte ihn wieder am Bauch anzutippen. Doch Robo-Ron zeigte sich unbeeindruckt und rollte einfach weiter. Das war ja ein ganz neues Spiel!
Und so jagte Leo den kleinen Roboter quer durchs Wohnzimmer. Mal hüpfte er über ihn hinweg, mal schlich er sich von hinten an ihn heran.
Doch plötzlich blieb Robo-Ron einfach stehen und aus seinem Inneren ertönte ein furchtbar lautes Geräusch. „Du bist ja ein toller Freund!“, grummelte der Kater. „Kaum, dass es anfing Spaß zu machen, machst du nicht mehr mit!“
„PIEP, PIEP, PIEP!“, tönte es erneut laut durch das Wohnzimmer. Leo legte die Ohren an und zog die Pfoten erschrocken zurück.
Was hatte er nur getan? Hatte er Robo-Ron etwa kaputt gemacht? Unruhig umrundete er den kleinen Roboter, aber das Piepen wollte einfach nicht aufhören.
Leo versuchte es noch einmal mit einem sanften Pfotenstupser. Dann mit einem kräftigeren Schlag. Doch nichts änderte sich!
Verzweifelt legte er sich auf den Boden. „Hoffentlich wird es von selbst aufhören…“, dachte er. Aber nein – das Piepen ging einfach weiter.
„Miaaauuu!“, beschwerte sich Leo. „Das ist ja nicht auszuhalten!“ Er war kurz davor, den Roboter die Treppe hinunter zum Keller zu schubsen. Dann würde er sicher still halten.
Doch dann kam ihm eine bessere Idee. Als erstes warf er ein Kissen auf Robo-Ron. „Dadurch wird man dich wohl nicht mehr hören!“, dachte Leo.
Doch sein Plan funktionierte nicht. Das schrille Piepen durchdrang sogar das dicke Daunenkissen seiner Menschen und machte dabei einen unaufhörlichen und ohrenbetäubenden Lärm.
Verzweifelt drückte er nun mit seinen Krallen alle Knöpfe des Roboters nacheinander und suchte nach dem bunten Knopf, den er ganz zu Anfang gedrückt hatte. „Da ist er!“, stellte er erleichtert fest und drückte so fest wie möglich darauf.
Stille. Robo-Ron blinkte noch einmal kurz auf, rollte mit den Augen und stand plötzlich mucksmäuschenstill da. Einfach so, als wäre nichts gewesen.
Leo atmete tief aus. Völlig außer Atem, aber dafür erleichtert, legte er sich direkt daneben und leckte sich zur Beruhigung über das Fell.
Als die Tür aufging und die Familie wieder nach Hause kam, sahen sie ihren Kater seelenruhig auf dem Teppich dösen und neben ihm stand ganz regungslos und friedlich der kleine Roboter.
„Schaut mal!“, rief Tim begeistert. „Leo möchte bestimmt auch mal mit meinem Robo-Ron spielen und weiß sicher nicht, wie er ihn anschalten kann.“
Tim raste auf Robo-Ron zu und drückte den bunten Knopf. „Leo, sieh mal her. Ich zeige dir, wie du mit ihm spielen kannst“.
Leo brachte nur ein klägliches „Miau“ zustande, schaute seine Menschen an und verließ ganz schnell, auf leisen Pfoten den Raum.