Erdmännchen Gunnar und der blaue Saphir

Erdmännchen Gunnar und der blaue Saphir
Zusammenfassung:
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Erdmännchen Gunnar entdeckt am frühen Morgen einen glitzernden Stein am Flussufer. Doch schnell wird der Stein sein ganzer Stolz und er beginnt, seine Freundschaften zu vernachlässigen.

Früh am Morgen war Erdmännchen Gunnar bereits auf dem Weg zum Fluss. Hier kühlten sich die Tiere ab, solange das Wasser noch vorhanden war.

Er sprang von einem Felsbrocken zum nächsten, plauderte mit ein paar Antilopen und suchte sich dann ein schönes Plätzchen, von dem aus er den Sonnenaufgang beobachten konnte. Als er einen bequemen Stein gefunden hatte, holte er ein paar Früchte aus seinem Rucksack und knabberte genüsslich an ihnen herum. 

Auf einmal wurde Gunnars Aufmerksamkeit von etwas Leuchtendem, gar Funkelndem geweckt. „Nanu, was mag das wohl sein?“, dachte er sich. „Wahrscheinlich ist es nur eine alte Blechbüchse, die im Wasser von der Sonne geblendet wird“, überlegte er.

Doch so sehr er sich auch auf sein Frühstück konzentrierte, Gunnars Neugierde war nun nicht mehr zu verbergen. Er pirschte sich vorsichtig an das Flussufer heran und hüpfte dabei geschickt von einem Felsbrocken zum nächsten. Immer darauf bedacht, dass sein Fell nicht nass wurde.

Unten am sandigen Ufer angekommen, reckte er seinen Hals weiter hinaus, um möglichst nah an den glitzernden Gegenstand heranzukommen. Er drehte sich mehrmals nach links und rechts und stellte erleichtert fest, dass er ganz allein war.

Mit einer geschickten, schnellen Bewegung fischte er den Gegenstand blitzschnell aus dem Wasser heraus und konnte dann seinen Augen kaum trauen. In seinen Händen hielt er einen wunderschönen blauen Edelstein. 

 „Was für einen wunderschönen blauen Stein ich doch gefunden habe“, dachte sich Gunnar, während er sich freudig auf den Rückweg machte. 

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Er war von dem Glanz und dem Schliff wie gebannt und konnte seinen Blick nicht mehr davon abwenden. „Es gibt nichts Schöneres auf der ganzen Welt als diesen Stein. Jeder soll sehen, dass er mir gehört“, murmelte er vor sich hin.

Zuhause angekommen, kramte er aus einer Kommode ein altes Lederband hervor und befestigte kurzerhand den blauen Stein daran. Dann stellte er sich vor den Spiegel und legte die Kette um den Hals. „Die anderen werden Augen machen“, dachte er sich und freute sich auf den Schulbeginn wie noch nie zuvor. 

Am nächsten Morgen machte sich Gunnar auf den Weg zur Schule. Heute wollte er der erste auf dem Schulhof sein. Alle sollten ihn sehen und seinen Stein bewundern.

Und tatsächlich: Ein Gnu, eine Antilope, ein Leopard und zwei Affenkinder kamen mit einem Fußball auf den Schulhof gerannt, entdeckten Gunnar und liefen zu ihm. „Was glitzert denn da Schönes an deinem Hals?“, fragten die beiden Affenkinder sofort im Chor. Sie konnten ihren Blick kaum von dem Stein an Gunnars Brust abwenden.

Auch der Leopard umkreiste seinen Mitschüler und erkundigte sich nach der Herkunft des Steins. „Wenn mich nicht alles täuscht, ist das ein blauer Saphir. Woher hast du einen so prächtigen Schatz?“, fragte er und ließ die Augen nicht mehr von Gunnar und dem blauen Stein.

Gunnar hatte keine Ahnung, dass es sich um einen Saphir handelte und vertröstete den Leoparden. „Das ist eine lange Geschichte, aber die erzähle ich euch ein anderes Mal.“

„Lass uns doch nachmittags zusammen losziehen“, rief ihm der Leopard erwartungsvoll hinterher. Doch Gunnar war bereits im Schulgebäude verschwunden. 

Die Schulglocke läutete zum Beginn des Unterrichts und Gunnar musste sich beeilen. Er war ganz gespannt, wie seine beiden besten Freunde Löwe Ludwig und Zebra Susi den besonderen Stein finden würden.

Und so machte sich Gunnar erwartungsvoll auf den Weg zu seinem Klassenzimmer. Heute war er einer der letzten Schüler, der das Klassenzimmer betrat.

Er spürte die vielen Blicke auf sich und seiner Halskette und setzte sich auf seinen Platz. Doch dann fiel ihm auf, dass seine beiden Freunde seinem besonderen Schatz kaum Beachtung schenkten.

Stattdessen fragte Löwe Ludwig besorgt und im Flüsterton: „Gunnar, wo warst du heute morgen? Wir konnten dich nirgends finden.“ Auch Zebra Susi sah ihn fragend an.

Nach dem Unterricht kamen die beiden auf ihn zu, doch schauten sie den Stein auch jetzt nicht an. Enttäuscht und auch ein bisschen verärgert zog sich Gunnar zu den anderen Schülern auf dem Schulhof zurück.

In den nächsten Tagen war Gunnar wie ausgewechselt. Er genoss die volle Aufmerksamkeit und Bewunderung der anderen Mitschüler. Dabei vergaß er sogar den Geburtstag seiner Freundin Susi und verpasste den Weitsprungwettbewerb von Löwe Ludwig. Dafür hatten die beiden gemeinsam monatelang trainiert. Gunnar bemerkte gar nicht, dass er gar keine Zeit mehr für seine besten Freunde hatte.

Schon bald darauf wurde es in der Savanne immer heißer. Gunnar machte sich erneut auf den Weg zum Fluss. „Bevor der Fluss austrocknet und seine anderen Schätze offenlegt, muss ich noch einmal nachsehen, ob ich vielleicht noch einen zweiten Saphir finden kann. Wo ein Schatz ist, ist vielleicht auch noch ein zweiter“, dachte Gunnar.

Voller Hoffnung einen weiteren Edelstein zu finden, hüpfte er von einem Felsbrocken zum nächsten. Diesmal war er jedoch nicht so vorsichtig, wie beim ersten Mal. Auf einem glitschigen, nassen Fels rutschte er aus und fiel in die Fluten. Er strampelte und zappelte und versuchte seinen Kopf aus dem reißenden Fluss zu halten, um nicht zu ertrinken. Er schrie und reckte seine Arme empor, in der Hoffnung, dass ihn jemand hörte. 

Ganz in der Nähe waren Löwe Ludwig und Zebra Susi gerade dabei, den Nilpferden beim Wasserball zuzusehen. Da hörte Susi plötzlich ein lautes, schrilles Schreien. „Ludwig! Da ruft jemand um Hilfe!“

Die beiden Freunde liefen sofort los und konnten schon von Weitem ihren Freund Gunnar zappelnd im Fluss treiben sehen. Die zwei zögerten nicht lang, warfen ein altes Seil in die Strömung und riefen Gunnar zu, sich ordentlich festzuhalten.

Gemeinsam gelang es ihnen, Gunnar aus dem reißenden Fluss zu ziehen. Mit seinen Pfoten tastete er hektisch sein Brustfell ab, jedoch konnte er das Halsband mit dem Saphir nicht mehr spüren.

„Er ist weg oder?“, fragte Gunnar seine beiden Freunde traurig. Die beiden sahen sich zögernd an und nickten dann bedrückt. „Wir werden dir helfen, ihn wiederzufinden“, sagte Löwe Ludwig entschlossen und gemeinsam streiften sie stundenlang den gesamten Fluss entlang.

Kurz bevor sie aufgeben wollten, rief Susi plötzlich aufgeregt: „Da vorne! Ich glaube, ich kann ihn sehen.“ Und tatsächlich: Der Saphir hing scheinbar unversehrt an seinem Lederband in einem Dornenbusch und pendelte gefährlich nah über dem Fluss.

Mit einem langen Ast gelang es Gunnar, den Stein auf das andere Ufer zu befördern. Freudestrahlend legte er sich die Kette wieder um den Hals und hüpfte froh und munter mit seinen Freunden nach Hause.

Dort angekommen machte er sich sofort auf die Suche nach einem schweren, scharfkantigen Stein. Er legte den Saphir auf den Boden und ließ den schweren Stein auf ihn fallen. Der Saphir zersprang in drei Teile, und Gunnar ging glücklich und zufrieden schlafen. 

Am nächsten Morgen trafen sich die drei Freunde wie jeden Tag vor dem Schulgebäude. „Ich habe ein kleines Geschenk für euch“, sagte er grinsend. Als die beiden das Papier öffneten, funkelte ihnen jeweils ein kleiner, blauer Stein an einem Lederband entgegen. 

„Freude ist nur schön, wenn man sie teilen kann!“, sagte Gunnar.

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