Lenni, der kleine Frechdachs

Gute-Nacht-Geschichte: Lenni der kleine Frechdachs
Zusammenfassung:
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In einer klirrend kalten Winternacht kann Lenni, der kleine Dachs, nicht schlafen. Als am Morgen plötzlich die Vorräte aus dem Waldlager verschwunden sind, fällt der Verdacht sofort auf ihn. Doch Lenni ist unschuldig – und beschließt, die wahren Diebe zu finden.

Es war bitter kalt in dieser Winternacht. Der Waldboden war schneebedeckt und von den kahlen Ästen pendelten lange Eiszapfen im Wind.

Der Mond erhellte die Bäume und verwandelte den Wald in eine glitzernde Eislandschaft. Währenddessen lag tief im Inneren einer Höhle, unter den Wurzeln einer alten Eiche, Lenni der kleine Dachs.

Er wälzte sich von links nach rechts und fand in dieser kalten Nacht nicht in den Schlaf. Er rollte sich zu einer Kugel zusammen, summte ein paar Schlaflieder und zählte sogar Schäfchen.

Doch alle Versuche waren vergebens. Irgendetwas hinderte ihn daran einzuschlafen. Also beschloss er, noch vor der Morgendämmerung seinen Bau zu verlassen.

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Lenni streckte seine Nase aus der Höhle und zuckte zusammen. Direkt neben seiner Höhle fiel ein spitzer Eiszapfen vom Baum herunter. Der kleine Dachs sah nach oben und entdeckte ein kleines Eichhörnchen auf einem Ast.

„Hey, pass doch auf! Das Teil hätte mich fast am Kopf erwischt“, grummelte Lenni. Ohne die Antwort des Eichhörnchens abzuwarten, zog Lenni los.

Er machte sich auf den Weg zur Waldlichtung. Von dort aus konnte man den Sonnenaufgang am besten beobachten.

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Eigentlich war Lenni ein fröhlicher junger Dachs. Doch weil ihm immer wieder ein paar lustige Streiche einfielen und er manchmal auch etwas Freches an sich hatte, wurde er manchmal auch als Frechdachs bezeichnet.

Immer wenn etwas Merkwürdiges vor sich ging oder irgendwo etwas Ungewöhnliches passierte, vermutete man zunächst einen seiner Streiche dahinter.

Als es an diesem Morgen hell wurde und alle Tiere langsam aus ihren Höhlen und Nestern kamen, herrschte plötzlich eine ungewöhnliche Unruhe im Wald. Ein aufgeregtes Gezwitscher und Gemurmel waberte durch die frostige Luft.

Wieder war es klirrend kalt, sodass der kleine Dachs versuchte dauerhaft in Bewegung zu bleiben. Lenni streckte neugierig seine spitze Nase in die Luft und folgte dem lauten Gemurmel.

„Da hat doch sicherlich wieder Lenni, dieser kleine Frechdachs seine Pfoten im Spiel“, polterte der alte Wolf. Die anderen Tiere sahen den großen Wolf an und trauten sich nicht zu widersprechen.

Auch die Waldmausfamilie mischte sich ein. „Wir haben den kleinen Dachs heute morgen in der Morgendämmerung gesehen. Er lief einfach so durch den Schnee umher.“

„Ja!“, sagte nun auch der Wühlmausvater. „Normalerweise schläft der Dachs doch bis zum Sonnenaufgang in seiner Höhle.“

Die anderen Waldbewohner sahen sich an. „Wie dem auch sei!“, sagte der Fuchs und versuchte die Gemüter etwas zu beruhigen. „Wir werden den Verantwortlichen finden und ihn zur Rechenschaft ziehen. Wir werden uns diese Nacht auf die Lauer legen und unsere Vorratskammer sowie den kleinen Dachs genau im Auge behalten. Am besten teilen wir uns in verschiedene Gruppen auf!“

Gerade als die Tiere ihre Planung beendeten, erschien auch Lenni bei der Versammlung. Überrascht musterten ihn die anderen Tiere, versuchten aber sich nichts anmerken zu lassen.

„Was ist denn hier los?“, fragte Lenni neugierig. „Jemand hat unsere Vorratskammer aufgebrochen!“, piepste das Eichhörnchen. „Nun ist alles verwüstet, und viele der leckeren Vorräte sind spurlos verschwunden!“

„Ganz genau! Das ist heute Nacht passiert, als wir alle geschlafen haben!“, polterte der alte Wolf grimmig und machte eine kurze Sprechpause. „Lenni, was hast du diese Nacht eigentlich gemacht? Soweit ich weiß, wurdest du vor einigen Jahren schon einmal dabei erwischt, wie du in unseren Vorräten herumgeschnüffelt hast?“

Lenni bemerkte, wie seine Wangen plötzlich heiß wurden. Ihm fiel wieder ein, dass er in dieser Nacht nicht schlafen konnte und er bereits im frühen Morgengrauen im Wald unterwegs war.

Und ja es stimmte. Vor ein paar Jahren, hatte er sich mal ein paar leckere Waldbeeren aus der Vorratskammer der Waldbewohner geschnappt. Doch dieses Mal hatte er damit ganz sicher nichts zu tun.

„Ich war es nicht!“, rief er aufgeregt. „Ich habe die ganze Nacht in meiner Höhle geschlafen!“

Der Wühlmausvater zeigte auf Lenni. „Da haben wir also den Schuldigen! Er sagt uns offensichtlich nicht die Wahrheit.“

Die anderen Tiere schauten den kleinen Dachs skeptisch an. „Wie kannst du dann erklären, dass man dich heute bereits vor Sonnenaufgang im Wald gesehen hat, obwohl du sonst bis zum Tagesanbruch in deiner Höhle schläfst?“, fragte der Fuchs kritisch. Daraufhin stotterte Lenni unsicher etwas von schlechten Träumen und davon, dass er die ganze Nacht nicht schlafen konnte.

Doch die anderen Tiere hörten ihm gar nicht mehr richtig zu. Sie schüttelten den Kopf und versammelten sich, um das Tor der Vorratskammer wieder gemeinsam zu reparieren.

Der kleine Dachs konnte gar nicht glauben, was soeben passiert war. Er wurde einfach verdächtigt, obwohl er nichts mit dem Einbruch in die Vorratskammer zu tun hatte.

Er war wütend und auch etwas traurig. Lenni wollte nicht als Dieb bezeichnet werden und erst recht nicht, wenn er unschuldig war. Er beschloss heute Nacht ebenfalls auf die Suche zu gehen und selbst herauszufinden, wer sich an den Vorräten zu schaffen machte. „Hoffentlich kann ich beweisen, dass ich dieses Mal unschuldig bin!“

In dieser Nacht schlich sich Lenni unauffällig aus seiner Höhle. Um ihn herum war alles still, nur der Wind rauschte leise durch die schneebedeckten Äste.

Doch plötzlich hörte er ein leises Rascheln. Er duckte sich hinter einen Schneehaufen und spähte vorsichtig hervor. Darauf bedacht auf keinen Fall entdeckt zu werden. Da sah er sie. Zwei flinke Schatten, die sich am Tor der Vorratskammer zu schaffen machten.

„Ha! Da hab ich euch, ihr fiesen Gauner!“, dachte Lenni triumphierend und pirschte sich weiter an die dunklen Gestalten heran. Als er näher kam, erkannte er zwei bekannte Tiere – ein großes Hermelin und einen schmalen Marder. Sie schleppten schwere Säcke voller Nüsse und Beeren durch den Schnee.

„Dafür können wir einen ordentlichen Preis verlangen“, sagte das Hermelin zu seinem Komplizen und grinste dabei zufrieden.

„Hey, was macht ihr da?“, rief Lenni laut.

Die beiden erschraken so sehr, dass sie die Säcke fallen ließen. „Das geht dich nichts an!“, fauchte der Marder und sprang eilig davon. Im Nu verschwand er hinter den alten, buschigen Nadelbäumen. Auch das Hermelin zögerte nicht lange und huschte sofort davon.

Lenni schnappte sich einen der Säcke und zog ihn zurück zum Lagerhaus. „Jetzt muss ich nur noch die anderen Tiere wecken und ihnen von meiner Begegnung berichten!“

Was Lenni nicht wusste: Auch die anderen Waldbewohner waren unterwegs, um den Dieb zu finden. Gerade als Lenni die beiden schweren Säcke zum Fuchsbau ziehen wollte, hörte er ein lautes Knirschen und knacken ganz in der Nähe.

Als er sich gerade umdrehen wollte, riefen der Fuchs und der Wolf im Chor: „Wie kannst du es nur wagen, dich ein zweites Mal an unseren Vorräten zu bedienen? Diesmal haben wir dich auf frischer Tat ertappt.“

Jetzt steckte Lenni wirklich in der Falle! Wieder hatten ihn die Tiere in einem ungünstigen Moment erwischt.

„Ich war es nicht!“, rief Lenni aufgeregt. „Ich habe die wahren Diebe gesehen und ihnen ihre Beute abgenommen. Jetzt wollte ich die beiden Säcke zurück zur Vorratskammer bringen und euch von dem Raub erzählen.“

Der Fuchs schüttelte den Kopf. „Du brauchst uns keine Märchen zu erzählen!“ Lenni zeigte in die Richtung, in die das Hermelin und der Marder geflohen waren. Doch der Fuchs und der Wolf ignorierten seine Erklärungen. „Nochmal kommst du uns mit deinen ausgedachten Geschichten nicht davon“, sagte der Wolf.

Die beiden packten Lenni am Arm und brachten ihn zur Tiergemeinschaft. Dort herrschte bereits eine aufgebrachte Stimmung. Gerade als der Wolf das Wort ergreifen wollte, um Lenni als Dieb vorzuführen, rief plötzlich die weise Eule vom Baum herab.

„Du solltest seinen Worten zumindest Gehör schenken und dich nicht von falschen Vermutungen leiten lassen, nur weil es dir vielleicht gerade gut passen könnte!“, rief die Eule und zeigte mit dem Flügel auf den Wolf. Die anderen Tiere blickten ehrfürchtig hoch hinauf zum knorrigen Ast, von dem die Eule sprach. Sie war die Vorsteherin der Tiergemeinschaft und wurde von allen respektiert.

„Wie meinst du das, weise Eule?“, fragte der Luchs und sah dabei Wolf und Fuchs prüfend an. „Sagt ihr etwa nicht die Wahrheit und beschuldigt den kleinen Dachs zu Unrecht?“

Nun bäumte sich der Luchs vor ihnen auf und fauchte warnend. Als man seine scharfen, spitzen Eckzähne aufblitzen sah, zuckten sie schreckhaft zusammen. Lenni hatte den Luchs noch nie zuvor so aufgebracht gesehen.

Dann traute sich der Wolf doch noch zu sprechen. „Eule, was willst du denn gesehen haben? Es liegt doch auf der Hand, dass sich dieser kleine Frechdachs jedes Mal mitten in der Nacht an unserer Vorratskammer zu schaffen macht.“

Selbstbewusst verschränkte er die Arme vor der Brust. Nun sahen wieder alle gespannt hinauf zur Eule.

„Gerade als ich auf der Jagd war, hörte ich einige Geräusche ganz in der Nähe eurer Vorratskammer. Als ich näher heran flog, werkelten sie gerade an dem neuen Schloss herum. Dann sah ich den kleinen Dachs. Zunächst dachte ich, dass er vielleicht ihr Komplize sei. Doch als die beiden Gauner gerade mit der Beute verschwinden wollten, hielt der kleine Dachs die beiden auf. Ich setzte mich auf einen Ast und konnte ihrem Gespräch folgen. Dann verschwanden die beiden im Unterholz und im selben Moment kamen der Wolf und der Fuchs, um Lenni festzuhalten. Ich flog davon, um den beiden Räubern zu folgen.“

„Wer war es denn dann?“, rief die Wühlmausfamilie aufgeregt.

„Das müsst ihr schon den kleinen Dachs fragen. Er war es schließlich, der die wahren Diebe ausfindig gemacht hat.“

„Lass Lenni endlich los!“, rief der Luchs und sah verärgert in die Richtung des Wolfs.

Nun bildeten die Waldtiere einen Kreis um Lenni. „Wir haben dich zu Unrecht als Dieb bezeichnet. Das war falsch! Erzähl uns bitte alles, was du heute Nacht erlebt hast.“

Lenni war erleichtert. Auch der Fuchs und der Wolf sahen ein, dass sie voreilig und ohne Beweise über ihn geurteilt hatten.

Der kleine Dachs berichtete den Tieren von dem Hermelin und dem Marder und gemeinsam mit der Eule wollten sie bereits in der nächsten Nacht erneut auf die Suche nach den Dieben gehen. Doch dieses Mal sollte es Lenni sein, der die anderen Tiere anführte.

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