Kommissar Walter und der geheimnisvolle Dachboden

Kommissar Walter und der geheimnisvolle Dachboden
Zusammenfassung:
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Frau Blumenthal hört seltsame Geräusche auf ihrem Dachboden, die sie beunruhigen. Als Dackel Walter zu Besuch kommt, nimmt er die Ermittlungen auf und entdeckt schließlich, wer die nächtlichen Störenfriede wirklich sind.

Die ersten Schneeflocken fielen ganz sanft und leise vom Himmel herab und landeten unbemerkt auf dem Fenstersims von Frau Blumenthal. Sie saß in ihrem gemütlichen Ohrensessel und wärmte sich am knisternden Kachelofen. Während sie in ihr spannendes Buch versunken war, bemerkte sie gar nicht, dass sich ihr Vorgarten in eine winterliche Schneelandschaft verwandelte. 

Gerade als sie sich eine heiße Schokolade zubereiten wollte, hörte sie plötzlich ein Poltern und Scheppern über ihrem Wohnzimmer. „Nanu? Was war denn das für ein Geräusch? Ist es etwa wieder so windig draußen?“, dachte sie.

Sie öffnete das Fenster und schaute hinaus. „Huch, wo kommt denn so plötzlich der ganze Schnee her?“. Sie warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. „Da habe ich doch tatsächlich die Zeit ganz aus den Augen verloren“, murmelte sie in Gedanken.

Sie schaute wieder aus dem Fenster, aber unter der Schneedecke bewegte sich nichts. „Das Geräusch kam also nicht aus dem Garten. Aber woher kam es dann?“, grübelte Frau Blumenthal.

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Auf dem Weg in die Küche entdeckte sie eine leere Pappschachtel auf dem Boden. „Heute Morgen stand die Schachtel doch noch im Regal, oder etwa nicht? Vermutlich ist sie einfach heruntergefallen und hat diesen Lärm verursacht.“

Sie holte einen kleinen Topf aus ihrem Küchenschrank hervor und goss etwas frische Milch und Kakaopulver hinein. Einen Augenblick später umhüllte ein wunderbarer Schokoladenduft die gemütliche Küche.

Sie machte es sich nun wieder in ihrem Ohrensessel bequem und nahm ihr Buch zurück in die Hand. Als sie an einer besonders spannenden Stelle angelangt war, schreckte sie plötzlich erneut auf.

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„Schon wieder dieses Geräusch!“, flüsterte sie nun. Es war eindeutig zu hören. Es rumpelte und polterte und dann war es ganz plötzlich wieder mucksmäuschenstill. Sie lief noch einmal durch alle Zimmer aber konnte nichts Außergewöhnliches entdecken. „Ich werde morgen noch einmal bei Helligkeit genauer nachsehen müssen, aber wahrscheinlich rutscht nur der Schnee vom Dach“, versuchte sie sich zu beruhigen. 

Am nächsten Morgen bereitete sich Frau Blumenthal in der Küche ein leckeres Frühstück zu und durchsuchte noch einmal alle Zimmer. „Nichts zu finden“, wunderte sie sich und beschloss den Tag bei ihren Enkeln zu verbringen.

„Ein bisschen Ablenkung kann sicher nicht schaden.“ Fröhlich machte sie sich auf den Weg zur Bushaltestelle und freute sich darauf, einen schönen Tag im Schnee mit ihren Enkeln, warmem Tee und Keksen zu verbringen. 

Als sie am Abend wieder zu Hause ankam und gerade dabei war, ein paar Wollhandschuhe zu stricken, erschrak sie erneut. Diesmal war das Geräusch so laut, dass sie es gar nicht zuordnen konnte. Sie fragte sich nun aufgeregt: „Was kann das nur sein? Wer rumpelt und raschelt da in meinem Haus?“ 

Frau Blumenthal nahm all ihren Mut zusammen, schnappte sich ihre Taschenlampe und machte sich auf den Weg, hinauf auf den Dachboden. „Ich wollte sowieso nach dem Weihnachtsschmuck sehen. Und die Kugeln für den Tannenbaum brauche ich ja ohnehin bald“, sprach sie sich beim Hinaufgehen Mut zu.

Oben auf dem staubigen Dachboden angekommen, verschaffte sie sich einen Überblick. Mit der Taschenlampe strahlte sie den Boden und die Dachbalken an. Doch bis auf einige Spinnennetze, staubige Kartons und ein paar alte Möbel, konnte sie nichts finden. Sie nahm die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck und machte sich wieder auf den Weg ins Wohnzimmer.

Am nächsten Morgen besuchte sie den Wochenmarkt. „Hallo Frau Blumenthal!“, begrüßte sie der Gemüsehändler. „Sehe ich da etwa ein paar Sorgenfalten auf ihrer Stirn?“

“Ach, Sie glauben ja gar nicht, was in den letzten Tagen bei mir los war!“ Frau Blumenthal berichtete von dem unerklärlichen Lärm in ihrem Haus und den schlaflosen Nächten. Und dem abendlichen Gang auf den Dachboden, um nachzusehen, was da vor sich geht. 

„Oh je. In Ihrem Alter sollten Sie aber bei der Dunkelheit nun wirklich nicht mehr allein die wackelige Treppe hinauf steigen! Und Sie haben wirklich alles abgesucht und nichts finden können?“, fragte der Gemüsehändler.

Mittlerweile versammelten sich weitere Nachbarn um den Stand herum. Sie hatten scheinbar ein paar Wortfetzen aus dem Gespräch mitbekommen und lauschten gespannt zu.

Zu dem Gespräch gesellte sich nun auch eine ältere Dame. Frau Blumenthal kannte sie vom Sportverein. „Was höre ich da? In ihrem Haus raschelt und rumpelt es? Das hatten wir auch mal bei uns. Das kam vom Wind und ein paar Tage später war alles wie immer“, sagte sie.

„Das mag ja sein“, antwortete Frau Blumenthal. „Nur die letzten Tage war es doch komplett windstill und außerdem würde der Wind doch nicht immer gerade dann aufhören, wenn ich aufstehe, um nachzusehen.“

„Sowas kann doch mal vorkommen. Überall raschelt es mal. Vielleicht haben sich ja ein paar Vögel bei Ihnen im Dach eingenistet “, rief ein anderer Marktverkäufer. 

„Aber Herr Winter, das würde man doch schon von Weitem sehen und Vögel machen nicht einen derartigen Lärm“, entgegnete Frau Blumenthal. 

„Ich merke schon, dass mir bei dieser Sache niemand so richtig helfen kann,“ sagte Frau Blumenthal etwas enttäuscht. Als sie sich wieder auf den Rückweg machte, dachte sie: „Man könnte fast meinen, dass mir keiner so recht glauben mag.“ 

An diesem Abend sank Frau Blumenthal erschöpft in ihren Sessel und hatte keine Lust etwas zu lesen oder zu stricken. Sie hoffte einfach, dass der Spuk endlich ein Ende finden würde.

Doch dann erschrak sie wieder. Es waren Schritte zu hören, ganz deutlich, direkt über ihr. Nun war sie sich ganz sicher. Es war jemand in ihrem Haus. Und dieser jemand trieb sich auf ihrem Dachboden herum und wühlte wohlmöglich ihn ihren Sachen und Kisten herum.

Bei dem Gedanken wurde Frau Blumenthal ganz unwohl zumute. Sie war ganz allein im Haus und traute sich diesmal nicht mehr, die Treppen hinaufzugehen. 

In dem Moment klingelte es an der Haustür. Ganz verwirrt öffnete sie die Tür. „Welches Gespenst ist Ihnen denn begegnet?“, fragte eine ihr bekannte Stimme. Erst jetzt erkannte sie ihren netten Nachbarn im Halbdunkeln.

„Es wurde ein Paket für Sie bei uns abgegeben. Walter und ich dachten uns, Sie würden sich vielleicht freuen, wenn Sie es schon heute Abend öffnen können.“ Frau Blumenthal sah nun auch den fröhlichen Dackel Walter auf ihrer Türschwelle stehen. Sie entspannte sich etwas.

„Kommen Sie doch gern herein, ich erzähle Ihnen alles ganz in Ruhe.“ Nachdem sie alles genau berichtete, was in den letzen Nächten vorgefallen war, saßen alle drei erst einmal sprachlos im Wohnzimmer.

„Wir werden die Ursache schon finden. Ich werde jetzt mal einen Blick auf ihren Dachboden werfen und wer auch immer sich dort herumtreibt – den werden wir schon finden.“ Mutig machte sich der Nachbar auf den Weg hinauf. Dackel Walter und Frau Blumenthal blieben lieber unten.

„Hier ist nichts außer einer Menge Staub, Kartons und Spinnweben. Sie können beruhigt sein.“, rief der Nachbar vom Dachboden herunter. Nach nur einigen Minuten war er wieder unten und klopfte sich den Staub von den Händen.

„Wahrscheinlich war es doch nur der Wind. Wie auch immer. Wir wollen morgen unsere Familie besuchen. Da gibt es allerdings auch einige Katzen, mit denen sich Walter nicht sonderlich gut versteht. Was halten Sie davon, dass er Ihnen etwas Gesellschaft leistet und vielleicht auch ein bisschen auf sie aufpasst?“

Zuerst wollte Frau Blumenthal ablehnen. Sie bräuchte keine Gesellschaft, es sei ihr ja nicht langweilig und auf sie aufpassen bräuchte erst recht niemand. Aber dann erschien ihr der Gedanke einen Wachhund im Haus zu haben gar nicht so schlecht. Sie willigte ein und tatsächlich war die Anwesenheit von Walter eine richtige Wohltat. 

Nachdem sie sich ins Bett legte, schlief sie sofort ganz erschöpft ein. Walter machte es sich unterdessen am Kamin auf einer kuscheligen Decke bequem.

Doch plötzlich wurde er aus seinen Träumen gerissen. Er hörte es jetzt ganz genau. Über ihm war ein lautes Getrampel zu hören. Etwas unheimlich fand er es nun auch.

Er stellte seine Ohren auf und versuchte jedes Geräusch ganz genau zu identifizieren. „Frau Blumenthal hatte Recht. Da ist jemand auf ihrem Dachboden und keiner hat sie ernst genommen. Nun wird es höchste Zeit, dass ich den Fall übernehme!“ 

Etwas mulmig war Walter schon zu Mute. Doch es half nichts. Er schlich die Treppe hinauf und hörte noch für einen kurzen Augenblick ein hastiges Rumpeln. Doch sobald er oben angelangt war, war der Dachboden verstummt.

„Man ist das dunkel hier oben. Und etwas unheimlich sind die alten Gemälde und Möbel auch“, murmelte er. „Aber ein Kommissar hat nunmal keine Angst!“ Er schüttelte sich kurz und schnüffelte den gesamten Dachboden ab, aber es war niemand zu finden. „Ich werde schon noch herausfinden, wer sich hier herumtreibt“, dachte er.

Am nächsten Morgen machte sich Kommissar Walter ganz früh erneut auf den Weg zum Dachboden. Er wollte dem Eindringling eine Falle stellen.

Dafür verschob er die Kartons mit seiner Nase, schüttete alte Murmeln und Holzklötze von Frau Blumenthals Enkelkindern aus und verteilte blaue Stempelkissen in allen Ecken des Dachbodens.

Dann legte er ein paar weiße Blätter Papier unter die Dachluke. „Das könnte der einzige Fluchtweg sein“, stellte Walter zufrieden fest. „Wer auch immer du bist. Deine Fußspuren werden es mir verraten!“.

In der folgenden Nacht tobte ein eisiger Schneesturm. Schnee und Hagel peitschten an die Fenster und durch die Dachgiebel wehte ein kalter Luftstrom. Der Sturm war so laut, dass Frau Blumenthal und Kommissar Walter keine anderen Geräusche vom Dachboden wahrnehmen konnten.

Am nächsten Morgen stieg Walter erneut hinauf. Und was sah er da? Die Kartons waren verrückt, die Murmeln lagen nun kreuz und quer verstreut auf den Holzdielen und auf dem weißen Blatt Papier waren zwei verschiedene Fußabdrücke zu sehen.

„Was haben wir denn da?“ fragte sich Walter. Vier kleine und vier große Tatzen waren zu erkennen. „Ich werde herausfinden, wer ihr seid!“ nahm sich Walter vor und suchte im Bücherregal von Frau Blumenthal nach einem Naturkunde-Buch.

 Am Abend legte er sich unbemerkt auf die Lauer. Er positionierte sich auf der obersten Treppenstufe zum Dachboden und wartete.  Nach einer Weile in seinem Versteck lauernd, überkam den Dackel eine schwere Müdigkeit und er dachte: „Was mache ich hier eigentlich?“

Da polterte es plötzlich los und jemand flitzte im Eiltempo über den Dachboden, während ein anderer ihn verfolgte und dabei einen furchtbaren Krach veranstaltete.

Walter war wieder hellwach, nutzte den Augenblick und sprang durch die Luke hinauf zum Dachboden. Oben angekommen sah er zwei Gestalten, die wild umhertollten und alles umkippten, was Ihnen beim Spielen im Weg stand.

Walter pirschte sich näher heran. Eine klitzekleine Maus flitze umher und versteckte sich hinter einer staubigen Kommode. Da sprang ein größeres, katzenähnliches Tier vom Dachbalken herunter und machte einen Purzelbaum.

Walter konnte kaum glauben, welch zirkusreifes Spektakel sich vor seinen Augen abspielte. Hätte er nicht mit eigenen Augen gesehen, dass ein Marder und eine Maus diesen Krach veranstalten, er hätte es nicht für möglich gehalten!

Es hörte sich nämlich gerade so an, als würden Einbrecher den Dachboden von Frau Blumenthal auseinandernehmen. Erleichtert und zufrieden, dass er die Störenfriede nun ausfindig gemacht hatte, schnappte er sich die Fußabdrücke auf dem Papier als Beweisstück und legte sie im Wohnzimmer neben das Naturkunde-Buch auf den Fußboden.

„Ding Dong….“, klingelte es an Frau Blumenthals Tür. Die alte Dame öffnete und der nette Nachbar von nebenan wollte seinen Dackel wieder abholen. „Ach leisten sie uns doch bitte etwas Gesellschaft. Ich habe grade das Frühstück vorbereitet. Und vielen Dank, dass sie ihren Hund bei mir gelassen haben. Das hat mich doch etwas ruhiger schlafen lassen, obwohl der Krach heute Nacht wieder unerträglich war.“, sagte Frau Blumenthal.

„Na, aber gerne doch. Und zu einem Kaffee sag ich doch nicht nein“, sagte der nette Nachbar und ging mit Frau Blumenthal ins Wohnzimmer, wo es sich Dackel Walter vor dem Kamin gemütlich gemacht hatte.

„Was liegt denn da auf dem Fußboden? Ist das Naturkunde-Buch etwa aus dem Regal gefallen?“, rief Frau Blumenthal. Der Nachbar wollte es gerade aufheben, als die beiden das weiße Papier mit den Fußspuren darauf bemerkten. „Es sind ja die Spuren von… Marder und Maus?!“

Ein großes Staunen beherrschte den Raum und beide blickten zu Walter herüber. Kommissar Walter war sichtlich stolz, wie schnell er diesen Fall lösen konnte. Und wie der Marder und die Maus nun von Frau Blumenthals Dachboden verschwinden sollten – tja, das war nun nicht mehr seine Aufgabe.

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