
Ein warmer Frühlingswind strich durch das Fell von Kommissar Walter. An diesem Tag genoss er die ersten angenehmen Temperaturen bei einem ausgiebigen Spaziergang mit seinem Herrchen im Wald. Doch gerade als er einer aufdringlichen Fliege entkommen wollte, stolperte er über eine Schachtel Streichhölzer.
„Nanu, warum liegen denn Streichhölzer mitten im Wald?“, fragte sich der Dackel und schüttelte dabei seinen Kopf so heftig, dass seine Ohren förmlich auf und ab hüpften. Im selben Moment stieg ihm ein beißender Geruch in die sensible Hundenase.
„Feuer!“, das war Walter sofort klar. Der aufgebrachte Dackel begann heftig zu bellen. Nun bemerkte auch sein Herrchen den Geruch. „Rauch? Hier im Wald?“, sagte er und spähte aufgeregt durch die Bäume. In der Ferne stieg eine dünne Rauchsäule auf.
„Komm, Walter! Wir müssen sofort die Feuerwehr anrufen und danach werden wir herausfinden, woher der Rauch kommt!“ Die beiden rannten so schnell sie konnten durch das dichte Unterholz und stoppten erst, als sie eine alte, verlassene Scheune am Waldrand entdeckten. Der beißende Qualm drang durch das alte Scheunentor. „Bleib hier, Walter. Ich sehe nach, ob jemand in Gefahr ist.“
Doch Kommissar Walter hörte seinem Herrchen gar nicht mehr richtig zu. Er war bereits voll und ganz mit seinen Ermittlungen beschäftigt.
„Was ist hier nur passiert?“, überlegte er und schnüffelte aufmerksam umher. Die Streichholzschachtel war verdächtig, aber es lagen keine verbrannten Hölzer in der Nähe der Scheune.
„Auf den ersten Blick scheint hier niemand ein Lagerfeuer gemacht zu haben“, dachte Walter. „Oder jemand war besonders vorsichtig und hat absichtlich alle Spuren beseitigt?“, grübelte Walter und schnupperte angestrengt weiter.

Doch plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen. Auf dem staubigen Waldboden entdeckte er kleine, frische Pfotenabdrücke, die höchstens ein paar Minuten alt sein konnten. „Was haben wir denn da?“, überlegte er angestrengt.
Mit seiner Spürnase schnupperte er eine ganze Weile über den Boden. „Waschbären! Das steht fest! Denen traue ich zwar einiges zu, aber sicherlich nicht, dass sie die alte Scheune in ihrem eigenen Wald abbrennen.“ Walter war davon überzeugt, dass die frischen Spuren nichts mit dem Brand zu tun hatten und nahm dann die andere Seite der Scheune ins Visier.
Als er ganz dicht an der Scheune entlang ging, bemerkte er einen scharfen Geruch von altem Lampenöl. „Hat hier etwa jemand eine Laterne umgestoßen?“, fragte sich Walter. Doch als er durch ein altes Fenster in das Innere der Scheune blickte, konnte er keine zerbrochene Laterne am Boden entdecken.
„Walter, wo bist du?“, hörte er sein Herrchen laut rufen. Doch kurz darauf wurde die Stimme von einer ohrenbetäubenden Sirene der heraneilenden Feuerwehr überlagert.
„Ich muss mich beeilen, bevor mir noch jemand bei meinen Ermittlungen in die Quere kommt“, beschloss Walter und entschied sich dazu, auf die Rufe seines Herrchens etwas zeitverzögert zu reagieren.
Im hinteren Teil der Scheune war das Feuer noch nicht angekommen. Also kletterte er auf eine morsche Holzkiste, um einen besseren Ausblick in das Innere zu erhalten. Als er durch das Fenster blickte, bemerkte er plötzlich etwas Sonderbares.
Ein heller Lichtstrahl tanzte fröhlich über den staubigen Boden. Neugierig folgte Walters Blick dem Licht hoch hinauf bis zum Dachboden. Jetzt konnte er erkennen, woher das tanzende Licht kam. Dort, zwischen den alten Holzbalken, lag ein großer, staubiger Spiegel.
Walter sah sich um. Das Feuer war noch weit genug entfernt. Er baute sich aus mehreren Kisten eine Leiter und stellte sich auf die Hinterbeine. Nun konnte er an dem zerbrochenen Glas schnuppern.
„Kein auffälliger Geruch zu erkennen“, stellte er fest und wurde nachdenklich. Doch plötzlich fiel ihm ein, was er neulich von Frau Blumenthal gehört hatte. „Sonnenlicht kann in Verbindung mit einem Spiegel oder Glas wie ein Brennglas wirken!“, erinnerte sich Walter. Er verfolgte den tanzenden Lichtstrahl erneut und sah, dass die Lichtquelle durchs Fenster kam.
„Aha! Das Sonnenlicht ist also durch das kaputte Fenster auf den Spiegel gefallen und hat das trockene Stroh darunter erhitzt! Kein Wunder, dass es hier jetzt brennt!“, dachte er.
Gerade als er zu seinem Herrchen zurücklaufen wollte, hörte er das aufgeregte Stimmengewirr der Feuerwehrleute, die sich zur Scheune begaben. „Ich hoffe, sie trampeln nicht einfach über meine ganzen Beweise hinweg!“, dachte Walter besorgt.
Kurz darauf wurden die Löscharbeiten eingeleitet, während Walter sich einen letzten Überblick verschaffte. Als die Flammen erstickt waren, trat ein Feuerwehrmann mit rußverschmiertem Gesicht zu Walters Herrchen. „Seltsam, es gibt hier auf den ersten Blick keine typische Brandursache. Haben Sie eine Idee, wie das Feuer entstanden sein könnte?“
Walters Herrchen blickte fragend auf seinen vierbeinigen Detektiv. „Walter, was hast du denn da oben entdeckt?“ Der Dackel sprang erneut und mit viel Geschick auf die gestapelten Kisten, bellte einmal laut und lief dann zielstrebig zum zerbrochenen Spiegel.
Sein Herrchen folgte ihm, betrachtete den staubigen Rahmen und den Lichtstrahl, der genau auf einen verkohlten Strohballen fiel. „Moment mal… war es etwa der Spiegel?“, murmelte er erstaunt.
Walters Schwanz wedelte eifrig. Sein Herrchen drehte sich zu den Feuerwehrleuten um und deutete auf den Spiegel. „Mein Spürhund hat die Übeltäter gefunden – die Sonne und dieser alte Spiegel haben das Feuer verursacht!“
Der Feuerwehrmann lachte erstaunt: „Ein schlauer Hund! Vielleicht sollten wir dich in unser Team aufnehmen, Walter!“ Walter reckte stolz die Brust. „Feuerwehrhund? Hm… klingt interessant – aber nur, wenn es auch eine Wurst als Belohnung gibt!“
Als hätten ihn alle Beteiligten verstanden, fingen die Feuerwehrleute an zu lachen und tätschelten Walter liebevoll den Kopf. Stolz genoss der Dackel die gesamte Aufmerksamkeit und freute sich auf einen gemütlichen Nachmittag im Garten von Frau Blumenthal.
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